Naturerlebnispfad
Naturlehrpfad wandelt sich zum Biodiversitätslehrpfad: App-gestützt und mit reduzierten Infotafeln
Die Stationen des Naturerlebnispfads ist in einem reparaturbedürftigen Zustand. Witterung und Vandalismus haben ihre Spuren hinterlassen. Noch in diesem Jahr soll die Lernroute zu einem modernen Biodiversitätslehrpfad umgestaltet werden.
Den Naturerlebnispfad gibt es seit 2003. Besucherinnen und Besucher, die dem am Oberländerdenkmal beginnenden Weg folgen, lernen an den insgesamt 15 Stationen Wissenswertes über Auenwälder, hiesige Tier- und Pflanzenarten und wie sich Pappelhöhen mittels Spazierstockmethode bestimmen lassen. Dabei richten sich die Schautafeln und Spielstationen vorwiegend an Kinder und Jugendliche, die mit Familien oder in Schulklassen den Auenwald entlang des Naturerlebnispfads erkunden. Sie sind allerdings nicht die Einzigen, die den Weg in den Wald und zu den Stationen finden: „Vandalismus ist ein großes Problem“, sagen Umweltpädagogin Insa Espig und Umweltreferentin Dr. Ann-Margret Amui-Vedel. Immer wieder müssen Infotafeln und Anschauungsobjekte erneuert werden, weil sie von Unbekannten mutwillig zerstört, umgeworfen und in extremen Fällen sogar angezündet werden. In der Sprunggrube, die Teil der ersten Station am Oberländerdenkmal ist, finden sich wiederholt zerbrochene Glasscherben. An der dritten Station erfahren die Besucherinnen und Besucher, was Buhnenfelder und Silberweiden sind. Bislang konnten sie das neuerlernte Wissen auch an einem kleinen Ratespiel testen. Die Klappen, unter denen sich die Antworten zu den gestellten Fragen verbergen, fehlen jedoch. „Regelmäßig werden sie abgerissen“, stellt Insa Espig fest und führt die zur Schau gestellte Zerstörungswut auf übermäßige Langeweile zurück. „Wir sind aktuell dabei, die beschädigten Stationen wieder instand zu setzen“, berichtet Insa Espig. Einige kleinere Reparaturen übernimmt der städtische Betriebshof, mit aufwendigeren Instandsetzungen werden Handwerksfirmen beauftragt. Die Stabstelle Nachhaltige Stadtentwicklung möchte die Zahl der Schautafeln sukzessive reduzieren. Denn: Aus dem Naturerlebnispfad wird ein Biodiversitätslehrpfad. Dafür erhielt die Stadt im November 2021 eine Förderzusage in Höhe von 55 000 Euro vom Landesministerium für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz.
Zu dem Biodiversitätslehrpfad gehört auch eine App. Damit können die Besucherinnen und Besucher unterwegs auf dem Smartphone Zusatzinhalte abrufen wie beispielsweise Erklärvideos oder Quiz. „So führen wir durch den Pfad“, sagt Insa Espig. Zum einen nähere sich der Pfad durch die digitalen Zusatzangebote so den Lebenswirklichkeiten der Kinder an, zum anderen werde damit der Schilderwald vermindert, wovon letztlich auch die Umwelt profitiere. Weil der Biodiversitätslehrpfad die Artenvielfalt Kehls nicht nur auf dem Smartphone darstellen soll, sondern auch in natura, hat der städtische Umweltbereich ein neues Pflegekonzept für Krautsäume und Altgrasflächen aufgesetzt. „Diese werden nicht mehr jährlich gemäht, sondern geschwadert“, sagt Insa Espig. Dabei kommt ein Balkenmäher zum Einsatz, der das Gras auf eine Länge von 15 Zentimetern kürzt. Anschließend bleibt das Schnittgut etwa drei Tage liegen. „Für das ökologisch ungeübte Auge mag das unordentlich wirken“, sagt die Umweltpädagogin. Die im Wald heimischen Insekten profitieren jedoch davon, dass ihr Lebensraum nicht augenblicklich verschwindet. Zusätzliche Habitate werden die Auszubildenden des Betriebshofs schaffen. Sie haben sich bereit erklärt, ein Insektenhotel für Wildbienen zu bauen. Die Besonderheit: Statt eines konventionellen Bienenhotelhäuschens entsteht ein Areal, durchsetzt mit Trockensteinelementen, Buntstelen und Röhren, in denen sich die Wildbienen nach Belieben einnisten können. Derzeit wird das Azubiprojekt noch geplant und vorbereitet. „Der Biodiversitätslehrpfad soll in jedem Fall abwechslungsreich bleiben“, versichert die Umweltpädagogin.