Messdi 2024

Messdi 2024: Jetzt wird gearbeitet

Die Konturen des ersten von der Stadt veranstalteten Messdis im Mai 2024 werden immer klarer: Am Dienstagabend (17. Oktober) haben sich rund 40 Kehlerinnen und Kehler im Kultur-Café getroffen und vorgestellt, was sie in thematisch organisierten Kleingruppen erarbeitet haben. Damit endete die Bürgerbeteiligung in Form von Workshops: „Jetzt geht es in die Umsetzung“, kündigte Moderator Martin Müller an, der den Prozess seit Herbst vergangenen Jahres moderiert hat. Oberbürgermeister Wolfram Britz und Kehl-Marketing-Chefin Fiona Härtel forderten die Beteiligten auf, sich den Messdi vom 9. bis zum 12. Mai genau anzuschauen, damit man danach diskutieren könne, „was gut war und was nicht“.

Mit dem Beteiligungsprozess sehr zufrieden zeigte sich Oberbürgermeister Wolfram Britz beim nunmehr vierten Messi-Workshop.

Dass es „ganz gut werden kann“, daran hat Martin Müller angesichts der Arbeitsergebnisse, welche die Gruppen im Kultur-Café im Kulturhaus präsentierten, keinen Zweifel. Gleich mit einer ganzen Reihe von Vorschlägen wartet die AG Gastronomie auf, die sich zwei Hauptziele gesetzt hat: Zum einen soll der Bereich zwischen Marktplatz und Hauptstraßenkreuzung auch in den Abendstunden belebt werden, zum andern möchte man das gastronomische Angebot breiter aufstellen: Beim Messdi müsse es mehr geben „als Steak und Wurst“, erklärte eine Wirtin aus der Innenstadt. Mitglieder der Gruppe hätten Kontakt aufgenommen zu Food-Truck-Betreibern, und dies auch mit dem Ziel, dass sich gerade Familien das Essen beim Messdi nicht nur an einem, sondern an mehreren Tagen leisten könnten. Würde man die fliegenden Händler („die um 19 Uhr die Schotten dicht machen“) durch Gastronomieangebote ersetzen und diese mit leiser DJ-Musik begleiten, könne die Belebung der Fußgängerzone bis zur Großherzog-Friedrich-Straße gelingen, ist die Gruppe überzeugt. Auch Gastronomen außerhalb der Messdi-Meile hätten Interesse bekundet, hier mitzumachen.

Nicht ganz einig waren sich die Mitglieder der Gastronomiegruppe darüber, ob ein einheitlicher Messdi-Becher (möglichst aus Hartplastik, um Scherben zu vermeiden) etabliert werden kann, der an allen Ständen zurückgenommen wird und nicht nur dort, wo er mit einem Getränk befüllt wurde. Denkbar wäre zudem eine zentral gelegene Pfandstation, welche die Becher annehme. Nicht alle Wirtinnen und Wirte sehen solche Pläne positiv, sei es, weil sie bereits Messdi-Gläser angeschafft haben, sei es, weil sie noch nicht wissen, ob ihre Bierlieferanten damit einverstanden sind. Denn: Beim Messdi wird es künftig, statt wie bisher einer, verschiedene Biersorten geben.

Die Arbeitsgruppe Gastronomie stellte ihre Ergebnisse vor. 

Der Wunsch der Gruppe, das Bühnenprogramm internationaler zu gestalten und Musik- und Folkloregruppen aus anderen Ländern einzuladen, dürfte dagegen in Erfüllung gehen: Gerade am Eingang zum Messdi vom Rathausplatz her ist – als eine von sechs Bühnen – eine sogenannte bunte Bühne geplant, kündigte Fiona Härtel an. Sie habe bereits mehrere Anfragen von Formationen, die sich präsentieren wollten. Eine Nachricht, die in der Arbeitsgruppe der Vereine Freude auslöste, weil es nicht einfach ist, Vereine zur Beteiligung an vier Messdi-Tagen zu motivieren. Überlegt werden deshalb Modelle, wie Stände von mehreren Vereinen gemeinsam betrieben werden können, Kooperationen von Gastronomen und Vereinen beim Beitreiben eines gemeinsamen Standes oder dass Messdi-Routiniers als Paten Neulinge dabei unterstützen, einen eigenen Stand aufzubauen.

Dass man sowohl den Vereinen als auch den Gastronomen entgegenkommen und Unterstützung anbieten wolle, betonte Fiona Härtel in ihrer Zusammenfassung des aktuellen Planungstands. Sie bat um Verständnis dafür, dass Standgebühren unverzichtbar seien („Damit finanzieren wir einen Teil des Messdis.“) und verwies auf die hohen Rabatte für Vereine, Selbsterzeuger, Wochenmarkthändler und einheimische Gastronomen und solche von außerhalb, „die sich als Leistungsträger erwiesen haben“. Ziel sei es, dass gerade in der Fußgängerzone mehr und mehr regionale Produkte angeboten werden. Den potentiellen Messdi-Teilnehmern, die sich eine Art Rundum-Sorglos-Paket wünschen, also quasi einen bezugsfertigen und betriebsfertigen Stand, der zugleich noch von mehreren Vereinen oder Gastronomen genutzt werden kann, möchte sie zwar ein Angebot machen, schränkte aber gleichzeitig ein: Die Kehl Marketing könne nicht nur Angebote rausgeben, unabdingbar seien auch feste Ansprechpartner: „Wir brauchen Initiatoren mit Herzblut.“

„Wir sind gut unterwegs, es kann gar nicht schief gehen“, freute sich Oberbürgermeister Wolfram Britz am Ende des Abends. Mit dem Beteiligungsprozess sei er sehr zufrieden, zog er sein Fazit und dankte allen, die mitgemacht haben. Fürs Messdiprogramm versprach er ein Highlight, ohne konkret zu werden: „Wir wollen den Spannungsbogen hochhalten.“

Rund 40 Kehlerinnen und Kehler haben sich an der vierten Bürgerbeteiligungsrunde zum Messdi beteiligt.

Info

Auch wenn die Bürgerbeteiligung zum nächsten Messdi am 17. Oktober erstmal zu Ende gegangen ist, kann sich jeder und jede, der noch Ideen und Anregungen einbringen oder sich beim größten Volksfest der Ortenau präsentieren möchte, bei der Kehl Marketing melden. Dort wurde eigens für die Planung und Ausrichtung des Messdis eine halbe Stelle geschaffen. Stelleninhaberin Nour Matmour hat sich sowohl beim Unternehmerforum am 10. Oktober als auch in Kultur-Café als neue Ansprechpartnerin vorgestellt und ist per Mail unter n.matmour@marketing.kehl.de erreichbar.

Was bisher geschah

Dritter Messdi-Workshop

Dritter Messdi-Workshop: Arbeitsgruppen sammeln Ideen für die Zukunft des größten Volksfestes der Ortenau

Kehler Vereine wollen beim neuen Messdi, der von 2024 an von der Stadt übernommen und von der Kehl Marketing organisiert wird, eine wichtige Rolle übernehmen. Um deren finanzielle Belastung zu vermindern, sollen die Standgebühren reduziert werden. Das ist nur einer von zahlreichen Vorschlägen, welche die Arbeitsgruppen in der dritten Bürgerbeteiligungsrunde zur künftigen Gestaltung des beliebten Volksfests erarbeitet haben. Der neue Messdi nimmt deutlichere Konturen an.

Die Vereinsvertreterinnen und -vertreter waren sich einig: Die Standmieten beim Messdi müssen niedriger werden.

In fünf Arbeitsgruppen mit den thematischen Schwerpunkten Kommunikation, Einzelhandel, Gastronomie, Programm und Vereine diskutierten besonders die Vereinsvertreterinnen und -vertreter leidenschaftlich. Anstatt der angemeldeten knapp 40 Personen beteiligten sich etwa 60 an der dreistündigen Arbeitssitzung im Kultur-Café. „Die Chance, direkten Einfluss auf die Gestaltung des Messdis zu nehmen, war noch nie so groß wie jetzt“, ermunterte Oberbürgermeister Wolfram Britz die Teilnehmenden, darunter auch einige Mitglieder des Gemeinderats. Wirtschaftsförderin Fiona Härtel war ebenfalls beeindruckt vom großen Interesse: „Der Messdi ist für viele Kehlerinnen und Kehler eine echte Herzensangelegenheit.“

Sie berichtete von zahlreichen Gesprächen mit Einzelhändlerinnen und -händlern, Ausstellerinnen und Ausstellern sowie einer Besucherbefragung beim vergangenen Messdi, deren Ergebnisse hier eingesehen werden können. Der vor Fiona Härtel vorgestellte Zeitplan sieht vor, dass die Ergebnisse der dritten Beteiligungsrunde im Oktober feststehen sollen. Das dritte Treffen könne nur der Start für die intensive Arbeit in den Gruppen sein, betonte Martin Müller, der die Veranstaltung moderierte.

Vereine

Bereits bei den vergangenen beide Bürgerbeteiligungsrunden wurde deutlich, dass Vereine beim neuen Messdi eine wichtige Rolle einnehmen und entscheidend zur Markenbildung beitragen sollen. Erreichen will die Gruppe dies einerseits durch Mitmachaktionen und einer Beteiligung am Bühnenprogramm und andererseits durch den Betrieb von Essens- und Getränkeständen. Letzteres war das vorherrschende Thema in der Arbeitsgruppe. Zwar haben viele Vereine großes Interesse daran, beim Messdi mitzuwirken, aber die Rahmenbedingungen müssten passen, so die einhellige Meinung. Der große Knackpunkt in der Vergangenheit seien die Standgebühren gewesen. Aus Vereinssicht waren diese mit 140 Euro für den laufenden Meter deutlich zu hoch angesetzt. Der Aufwand habe sich dadurch für viele nicht rentiert. Fiona Härtel stimmte diesem Befund zu.

Das neue Konzept sieht vor, dass unter anderem Vereine und Ortschaften zukünftig deutlich niedrigere Standgebühren bezahlen. Interessierte Vereine könnten sich zeitnah bei der Kehl Marketing melden, die Vereine werden dazu auch angeschrieben, sagte die Wirtschaftsförderin. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe äußerten weitere Wünsche, wie die Einrichtung gemeinschaftlich geführter Stände für Vereine, die nicht an allen vier Messdi-Tagen anwesend sein können. Mehrere kleine Gruppen könnten diese je nach Kapazität abwechselnd betreiben. Zudem wollen die Vereine zukünftig mehr auf Qualität, Regionalität und Vielfalt bei den Essens- und Getränkeständen achten.

Gastronomie und Einzelhandel

Einheitlich gestaltete Gläser, die alle Standbetreiberinnen und -betreiber nutzen sollen, wünscht sich die Arbeitsgruppe Gastronomie. Dadurch könnten die Gastronomen auf Pfandmarken verzichten. Wie die Vereinsvertreterinnen und -vertreter fordern die Mitglieder eine größere kulinarische Vielfalt. Ausbaufähig sei beispielsweise das Angebot und die Auffindbarkeit von veganen, vegetarischen und laktosefreien Speisen. Die Einzelhändlerinnen und Einzelhändler erwägen spezielle Rabatt- und Gutscheinaktionen. Darüber hinaus schlugen sie eine Modenschau vor. Die beliebte Charity-Tombola will die Arbeitsgruppe weiterführen.

Programm

Oberbürgermeister Wolfram Britz stellte die Ergebnisse der Programmarbeitsgruppe vor.

Die Gruppe, die sich mit dem zukünftigen Programm beschäftigte, vertretungsweise von Oberbürgermeister Wolfram Britz geleitet, könnte sich vorstellen, dass sich Neubürgerinnen und -bürger künftig auf einer offenen Bühne beteiligen. Kritisch sahen die Mitglieder, dass sich Musikerinnen und Musiker auf den beiden Marktplatzbühnen in der Vergangenheit akustisch ins Gehege gekommen seien. Eine Überlegung bestand deshalb darin, dort ab nächstem Jahr nur noch eine aufzustellen. Weitere kleine, auf dem Festgelände verteilte Bühnen könnten für ein vielfältiges Angebot und spontane Einlagen wie beispielsweise Kleinkunstprojekte genutzt werden.

Kommunikation

Zahlreiche Ansätze für die zukünftige Vermarktung des Messdis hat die Arbeitsgruppe Kommunikation erarbeitet. Neben einem speziellen Song, einem Gewinnspiel und Werbemaßnahmen auf den gängigen Social-Media-Plattformen diskutierte sie ein mögliches neues Logo und wünscht sich, dass der Messdi künftig „auf Tour“ geht. Das bedeutet, dass bei anderen Festen in der Region auf den Messdi aufmerksam gemacht werden könnte. Besondere Programmhöhepunkte wollen die Mitglieder stärker hervorheben.

Zweite Bürgerbeteiligungsrunde

Bewusst groß gedacht wurde der Messdi ab 2024 bei der zweiten Runde der Bürgerbeteiligung am Mittwochabend (5. Oktober) im Kultur-Café: Die neu ausgerichtete Veranstaltung soll zu einer Bewegung werden, in der sich möglichst viele Kehlerinnen und Kehler für ihr Volksfest engagieren und dafür werben. Vorschläge für ein erstes Konzept wurden erarbeitet und sollen nun von einer kleineren Redaktionsgruppe zu einer Vorlage für den Gemeinderat zusammengefasst werden.

Innerhalb von zwei Stunden, versprach Moderator Martin Müller, werde man „Nägel mit Köpfen machen“ und eine klare Ausrichtung für den neuen Messdi gefunden haben. Er sollte Recht behalten: Die mehr als 30 Kehlerinnen und Kehler diskutierten engagiert und hielten ihre Vorschläge für den Messdi auf Flipcharts fest. Grundlage für die Gruppenarbeiten waren die Ergebnisse aus der ersten Bürgerbeteiligungsrunde vom Juli, die von sechs Gruppen über den Sommer hinweg konkretisiert worden waren und zwar zu den Themenfeldern: Veranstalter, Einzelhandel, Vereine, Programm, Finanzen und Öffentlichkeitsarbeit (siehe Text weiter unten).

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Bürgerbeteiligung als Gruppe auf der Treppe im Kultur-Café
Gruppenbild am Ende einer engagierten Diskussion über die Neuausrichtung des Kehler Messdi.

Breiten Raum in der Diskussion im Plenum nahm in der zweiten Runde das Thema Finanzen ein: Nach einem Bericht von Messdi-Organisator Walter Irion war schnell klar, dass das Budget für das größte Volksfest der Ortenau mit 160 000 Euro für vier Tage sehr knapp bemessen ist. Eigentlich hätte er gerne gemeinsam mit dem städtischen Kulturvermittler Julien Schaffhauser beim Messdi einen Newcomer-Wettbewerb organisiert, doch die dafür notwendigen 30 000 Euro konnten nicht gefunden werden. „Meine größte Sorge war immer die schwarze Null“, erklärte Walter Irion und fürchtet, dass diese Vorgabe schon 2023 aufgrund der allgemeinen Kostensteigerung kaum haltbar sein wird.

Für Martin Müller war der Bericht des langjährigen Messdi-Organisators Anlass, die Teilnehmenden im Kulturhaus aufzufordern, groß zu denken: „Wir haben etwas richtig Großes vor; wir liefern ein Konzept, bei dem die ganze Stadtgesellschaft mitwirkt“, ermunterte er die Frauen und Männer im Kultur-Café, ihre Ideen sprudeln zu lassen. Dass der Messdi bereits eine Marke ist, darüber bestand Einigkeit, in Zukunft soll er aber stärker auch zur Markenbildung für Kehl und zur Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls zwischen der Kernstadt und den Ortschaften beitragen.

Als Dreh- und Angelpunkt wurden hier die Vereine gesehen. Die haben jedoch auch finanzielle und personelle Probleme und brauchen Unterstützung, um beim Messdi dabei sein zu können: Vereine sollten sich daher eher beim Bühnenprogramm präsentieren als Getränke- oder Essensstände betreiben zu müssen, schlug eine Vereinsvertreterin vor. Wie beim Weihnachtsmarkt sollte es die Möglichkeit geben, dass sich Vereine einen Stand teilen und dadurch nicht an allen vier Messdi-Tagen präsent sein müssen. Auf Standgebühren sollte möglichst verzichtet werden.

Mit Bühnen mit Tagesprogramm an den beiden Enden der Fußgängerzone könnten die bislang weniger frequentierten Randbereiche des Messdis belebt werden, lautete ein weiterer Vorschlag, der viel Unterstützung fand. Den Einzelhändlern sollte mehr Platz vor ihren Geschäften bleiben, damit sie dort Aktionen für ihre Kunden anbieten können. Gleich von zwei Arbeitsgruppen wurden Ruhebereiche angesprochen, also Plätze mit Tischen und Bänken, an denen man sich ungestört unterhalten und vom Messdi-Lärm erholen kann. Während die eine Gruppe diesen Bereich vor dem Kulturhaus sah, verortete ihn die andere im Rosengarten und am Altrhein. Die Altrhein-Befürworter könnten sich nämlich beim Kulturhaus die Bühne für den Newcomer-Wettbewerb vorstellen, auf der auch der Stadtjugendring ein Programm für das jüngere Publikum gestalten könnte. 

vier Personen, die am Tisch sitzend diskutieren
Fast drei Stunden lang arbeiteten Kehlerinnen und Kehler im Kultur-Café am Konzept für den neuen Messdi ab 2024.

Kleinkunst, Straßenmaler, Pantomimen oder Stelzenläufer wünschten sich einige der Teilnehmenden beim Messdi als Ergänzung zur Musik, die sich, auch hier bestand Einigkeit, nicht überlagern sollte. Auf einer Großleinwand ließen sich wichtige Sportereignisse übertragen, die zeitgleich mit dem Messdi stattfinden; eine solche Projektionsfläche könnte gleichzeitig den Vereinen eine Möglichkeit bieten, sich zu präsentieren. Thementage – der Donnerstag für Männer, der Freitag für Frauen, der Samstag für Pärchen und der Sonntag für Familien – könnten die Attraktivität des Messdis steigern, wenn die Einzelhändler für diese Zielgruppen dann spezielle Angebote machten, lautete ein weiterer Vorschlag.

Eine City-Tombola, eine Charity-Aktion und Werbeartikel wie der Messdi-Bändel oder der einheitliche Messdi-Becher könnten die Marke Messdi nicht nur befördern, sondern schon beim Messdi 2023 auf die neue, veränderte Ausgabe 2024 einstimmen. Auch ein Wettbewerb für einen Messdi-Song könnte rasch ausgelobt und vom Publikum beim Messdi 2023 aus drei oder vier Einsendungen ausgewählt werden. Dass Menschen aus mehr als 120 Nationen in Kehl leben, könnte das Volksfest kulinarisch bereichern, aber auch zum Programm beitragen.

Dieses Ideenfeuerwerk wird eine siebenköpfige Redaktionsgruppe um Kehl-Marketing-Geschäftsführerin Fiona Härtel nun zu einem neuen Messdi-Konzept und einer Vorlage für den Gemeinderat zusammenfassen. Bereits 2023, wenn das City Forum den Messdi letztmals organisiert, könnten erste Ideen ausprobiert werden, ließen die Teilnehmenden im Kultur-Café durchblicken. „Dann bringt jeder noch fünf andere mit“, fordert Martin Müller den Teilnehmerkreis auf, „dann entsteht eine Bewegung“.

Oberbürgermeister Wolfram Britz, der sich in der Diskussion bewusst zurückgehalten hatte, zeigte sich am Ende des fast dreistündigen Workshops „wirklich glücklich über die Beteiligung“. Weil ihm der Messdi wichtig sei, habe er zur Bürgerbeteiligung eingeladen.

Erste Bürgerbeteiligungsrunde

„Gibt es jemand, der den Messdi nicht mehr möchte?“ Gab es nicht: Die Frage, mit der Oberbürgermeister Wolfram Britz am Mittwochabend (13. Juli) die Kick-off-Veranstaltung zur Bürgerbeteiligung zur künftigen Gestaltung des größten Volksfestes in der Ortenau eröffnete, war eher rhetorischer Art: Die 70 Kehlerinnen und Kehler, die ins Kultur-Café gekommen waren, um den Messdi neu zu denken, hatten jede Menge Ideen und diskutierten auch nach dem Ende des offiziellen Teils noch munter weiter. Klar wurde auch: Das Jubiläum 250 Jahre Stadtrechte im Jahr 2024 soll nicht mit dem Messdi verbunden werden.

Im nächsten Jahr wird das City Forum seinen letzten Messdi organisieren und ausrichten – nach 51 Ausgaben des beliebten Volksfestes ist Schluss: Die Einzelhändler können die Organisation der viertägigen Mammutveranstaltung, die in diesem Jahr 180 000 Besucherinnen und Besucher angelockt hat, nicht mehr stemmen und das Haftungsrisiko nicht mehr tragen. „Jetzt wäre es natürlich am einfachsten zu sagen: Die Stadt macht’s.“ Doch genau das wolle er nicht, stellte OB Wolfram Britz gleich zu Beginn klar, er möchte eine breitangelegte Bürgerbeteiligung – „mit offenem Ausgang“. Die Ergebnisse sollten dann die Grundlage für eine Entscheidung darüber sein, „wie eine Neuorganisation aussehen kann“. Die Moderation des Prozesses habe er gemeinsam mit dem City-Forum und dem Stadtmarketing an Martin Müller aus Stuttgart übertragen, der seinerseits auf eine vielfältige Erfahrung mit solchen Bürgerbeteiligungsverfahren im Land verweisen kann.

Der wiederum lud den Teilnehmerkreis, der sich aus Einzelhändlern, Vereinsvertreterinnen und -vertretern, Musikern, Sponsoren sowie Zufallsbürgerinnen und -bürgern und Stadträten zusammensetzte, ein zum „Schimpfen, Spinnen und Schaffen“, nachdem ein Kurzfilm an die Messdi-Tage Ende Mai erinnert hatte und in aller Kürze die Geschichte des Volksfests dargestellt worden war. In sechs moderierten Themengruppen tauschten sich die Teilnehmenden aus, nach einer halben Stunde konnte die Gruppe gewechselt werden. Nach drei Stunden stellten die Moderatorinnen und Moderatoren oder auch Mitglieder der sechs Gruppen die erarbeiteten Ergebnisse zusammengefasst vor.

Themenfeld Vereine

Gemäß der Vorgabe „Schimpfen, Spinnen, Schaffen“ machten die Vereinsvertreterinnen und -vertreter auch ihrem Frust Luft: Durch den Mitgliederschwund falle es den meisten Vereinen immer schwerer, auf dem Messdi Stände zu unterhalten und dann schmälerten die aus ihrer Sicht hohen Standgebühren die Einnahmen für die Vereinskasse. Weil der Messdi aber trotz allem als eine „tolle Plattform“ gesehen wird, um sich zu präsentieren, wünschten sich die Gruppenmitglieder mehr Unterstützung. Manche Vereine würden sich lieber mit ihrer Kernkompetenz präsentieren, als einen Stand zu betreiben. So hätten die Musikvereine gerne mehr Auftrittsmöglichkeiten; im Programm solle sich auch das Kulturleben der Ortschaften wiederfinden. Um solche Pläne 2024 umsetzen zu können, ließen sich Gruppenmitglieder in die Pflicht nehmen: Sie werden mit anderen Vereinsvertretern sprechen, Vereine anschreiben, um sie zum Mitmachen zu animieren und in Listen zusammenstellen, welche Vereine sich welche Auftritte vorstellen könnten.

Themenfeld Finanzen

Rund 160 000 Euro kosten vier Tage Messdi. Dass eine solche Summe nur mit Unterstützung von Sponsoren zusammenkommen kann, war unter den Diskutierenden unumstritten. Und auch, dass dies auch für den Fall gilt, wenn die Stadt den Messdi als ihre Veranstaltung übernehmen sollte. Dass die Sponsorenakquise keine Aufgabe ist, die man mal so nebenbei machen könne, galt ebenso als Allgemeingut wie die Festsetzung, dass es beim Messdi keine eintrittspflichtigen Veranstaltungen geben dürfe. Große Kehler Unternehmen, aber auch die Stiftungen sollten angesprochen werden, schlugen die Gruppenmitglieder vor, der Messdi sollte rheinüberschreitende Elemente bekommen, damit auch der Eurodistrikt als Förderpartner gewonnen werden könne, hieß es. Die Zielvorstellung der Gruppe: 30 000 Euro zusätzlich einzuwerben.

Themenfeld Veranstalter

Wer soll den Messdi künftig organisieren, wenn sich das City-Forum zurückzieht? Zwar übernehme die Stadt einen Teil des Risikos im Falle einer kurzfristigen Absage der Großveranstaltung, bleibe aber immer noch die private Haftung der Organisatoren, stellten vor allem Vertreter aus dem Kreise des Einzelhandels dar. Die seit einigen Jahren gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheits- und Hygienekonzepte seien zusätzlich große Herausforderungen. Wenn die Stadt künftig den Messdi organisieren solle, dann wolle sie auch mitreden, gaben Teilnehmende zu bedenken; diskutiert wurde zudem die Frage, ob die Besucherzahl wie in den vergangenen Jahrzehnten ständig weiterwachsen könne. Am Ende war eine Tendenz deutlich erkennbar: Das Wissen, das sich City-Forum und der vom Handel Beauftragte Messdi-Organisator Walter Irion erworben haben, müsse weiter genutzt werden – die neuen Ressourcen sollten zusätzlich erschlossen werden.

Themenfeld Messdi-Programm

War der Messdi früher leiser oder nur anders laut? Auf diese Frage antwortete die Gruppe, die sich mit dem Programm beschäftigte, mit gezielten Vorschlägen: Comedy- und Jazzeinlagen könnte sie sich auf dem Messdi vorstellen, ein Mitmachprogramm – beispielsweise einen Tanzkurs – oder Möglichkeiten für Vereine, sich dar- und vorzustellen. Aber vor allem: Das (Musik-)Programm sollte nicht schon um 23 Uhr beziehungsweise 23.30 Uhr (je nach Veranstaltungstag) enden müssen. Vor allem an den Eingängen zur Messdi-Festmeile vom Bahnhof und vom Rathaus her hätte sie gerne mehr Attraktionen, damit Besucherinnen und Besucher auch diese Bereiche stärker frequentierten, denn: „Die Leute sind vor allem da, wo die Bühnen sind.“

OB Britz bei der Begrüßung
"Gibt es jemand, der den Messdi nicht mehr möchte?" fragte OB Wolfram Britz gleich zu Beginn der Veranstaltung in die Runde.

Themenfeld Einzelhandel

Mehr Platz vor den Läden wünschte sich die Arbeitsgruppe Einzelhandel, aber nicht nur um das eigene Sortiment zu präsentieren, sondern auch für andere Aktivitäten. In diesem Zusammenhang sollten auch Gewerbetreibende angesprochen werden, die nicht zum klassischen Einzelhandel zählen, wie beispielsweise Apotheken. Der Handel könnte Aktionen entwickeln, nach dem Muster der Deal Card könnten Gutsscheine für Getränke ausgegeben werden oder Ähnliches. Um den Messdi auch für Jugendliche attraktiv zu machen, wurde vorgeschlagen, tagsüber bekannte Musiker in die Fußgängerzone zu holen, die in ihren Kreisen beliebt sind.

Themenfeld Öffentlichkeitsarbeit

Nach dem Messdi ist vor dem Messdi: Social-Media-Aktivitäten – hier gibt es bereits eine aktive Gruppe – sollen das ganze Jahr über laufen und sich dann auf die Höhepunkte des Messdis fokussieren. Nutzerinnen und Nutzer sollen gezielt zu Kommentaren und Vorschlägen animiert werden. Außerdem könnte sich die Gruppe vorstellen, im nächsten Jahr einen Wettbewerb für einen Messdi-Song auszuloben und das Publikum beim Messdi 2023 den Hit für 2024 auswählen lassen. Auch über Messdi-Botschafter wurde nachgedacht, also über Menschen, die berichten, warum sie gerne zum Messdi gehen, das Fest wichtig finden und damit zu einem positiven Image beitragen. Im Ballungsraum Straßburg sollte stärker für den Messdi geworben werden, fand die Gruppe.

Fazit

Oberbürgermeister Wolfram Britz freute sich nach intensiven dreieinhalb Stunden nicht nur über die rege Beteiligung am Kick-off zur Neugestaltung des Messdis, die vielen Ideen und die Bereitschaft zahlreicher Teilnehmender, diese über den Sommer weiterzuentwickeln, für ihn handelte es sich zugleich um „den Start für viele weitere Bürgerbeteiligungen“. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen werde man, versprach er, „wirklich in den Messdi einbringen“. Und weil der Gemeinderat am Ende über die Finanzierung entscheide, sei es sehr gut, dass es auch dort eine Messdi-Gruppe gebe und Stadträte sich am Mittwoch bereits an den Diskussionen beteiligt hätten, ergänzte Martin Müller.

Daten und Fakten

Beim Messdi 2004 wurden an vier Tagen noch 40 000 Besucherinnen und Besucher gezählt, 2007 waren es 60 000. Als der Messdi 40 Jahre alt wurde, also 2011, wurde die 100 000er-Marke geknackt und nur vier Jahre später war die Zahl auf 160 000 gewachsen. Nach zwei Jahren Pandemiepause folgte im Mai 2022 ein neuer Besucherrekord: 180 000 Menschen kamen vom Himmelfahrtstag bis zum 29. Mai in die Kehler Innenstadt.
Seit 2004 bemüht sich das Messdi-Organisationsteam darum, den Kreis der Sponsoren zu erweitern. Seit 2014 gibt es das Zelt des Hanauer Musikvereins auf dem Messdi nicht mehr; seit 2018 wird auf vier Bühnen Live-Musik gespielt, zusätzlich legen zwei DJs auf.