Lange Nacht der Demokratie
Zweite „Lange Nacht der Demokratie“ im Kulturhaus – 27 Programmpunkte füllen den Abend
Im Kulturhaus wurde am Donnerstag (2. Oktober) zum zweiten Mal die „Lange Nacht der Demokratie“ gefeiert. In den Fluren und Sälen, im Foyer und auf dem Vorplatz wurde ab 16 Uhr angeregt über den Zustand, die Gefahren und die Chancen der Demokratie diskutiert. Insgesamt sorgten 27 kostenlose Programmpunkte für einen abwechslungsreichen Abend ohne Langeweile.
Gleich drei Mal gab es an diesem Tag für Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, den Vortrag von Sonja Kuhlmann zum Thema Fake News zu besuchen. Gerade durch den zunehmenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei der Film- und Bildbearbeitung werde es immer schwieriger, gefälschte Nachrichten und Inhalte auszumachen. Die Leiterin der Mediathek erklärte während ihrer gut besuchten Präsentationen, was Fake News genau sind und wie man sie entlarven kann. Sie ging auf die Geschichte ein und erläuterte die verschiedenen Formen von Deepfakes, also realistisch wirkende, computergenerierte Fälschungen von Bildern, Videos und Audiodateien, in denen Gesichter oder Stimmen von Personen digital ausgetauscht werden. Über das rege Interesse an diesem durchaus wichtigen Thema freute sich Sonja Kuhlmann besonders: „Damit hatte ich nicht gerechnet“, sagte sie im Anschluss.
In einem bis auf den letzten Platz gefüllten Saal des Kulturhauses begrüßte Oberbürgermeister Wolfram Britz die Verfassungsrechtlerin Caroline Dostal zu ihrem Vortrag „Marionetten der Macht“. Dabei äußerte er seine Besorgnis über den statistisch belegten Rückgang demokratischer Systeme seit dem Jahr 2010, den er in direkten Zusammenhang mit dem Aufkommen des Web 2.0 stellte. Der Einfluss digitaler Plattformen auf die Meinungsbildung sei enorm, weshalb die aktive Teilhabe an demokratischen Prozessen umso wichtiger sei: „Demokratie ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wenn wir sie bewahren wollen, müssen wir sie verteidigen und aktiv gestalten.“
In ihrem anschließenden Vortrag betonte Caroline Dostal die persönliche Verantwortung jedes Einzelnen für den Erhalt demokratischer Strukturen. Sie identifizierte drei zentrale Gefährdungsfaktoren für Demokratien weltweit: Polarisierung, Populismus und das Zeitalter der Post-Wahrheit. Verfassungen könnten nur dann ihre volle Wirkung entfalten, wenn demokratische Werte aktiv gelebt würden: „Jede Verfassung ist nur so gut wie die Menschen, die sie leben.“ Demokratie sei kein starres System, sondern ein fortwährender gesellschaftlicher Prozess, getragen vom Grundsatz „Demokratie, das sind wir alle.“ Besonders die zahlreichen jungen Menschen im Publikum rief sie dazu auf, sich durch Information, Meinungsäußerung und Debatte einzubringen und die vorhandenen Möglichkeiten zur Partizipation – etwa Petitionen, Bürgerdialoge und Demonstrationen – zu nutzen. Der Austausch unterschiedlicher Meinungen und gegenseitiger Respekt seien dabei unerlässlich, denn „gemischte Teams sind erfolgreich.“ Abschließend warnte Caroline Dostal vor den demokratiegefährdenden Folgen gesellschaftlicher Gleichgültigkeit. Wenn ein „kollektives Schulterzucken“ an die Stelle von Empathie, Solidarität und gemeinsamen Werten trete, sei die Demokratie ernsthaft bedroht.
Auch mitmachen war gefragt: Bei einem Quiz konnten Interessierte ihr Wissen zum Grundgesetz unter Beweis stellen. Mehr über die Lebenswirklichkeit von Sinti und Roma konnten Besucherinnen und Besuche bei einer Comicausstellung erfahren. Aber auch für die kleinsten Gäste war gesorgt: Neben Kinderschminken im Foyer und dem Malen mit Kreide auf dem Kulturhausvorplatz wurden im Dachgeschoss Gesellschaftsspiele angeboten. Musikeinlagen gab es ebenfalls zu hören. Der städtische Inklusionsbeauftragte Nicolas Uhl gab unter seinem Pseudonym „Drive-by“ eigene Raps zum Besten und das Balkan Brass Orchestra sorgte nicht nur für ausgelassene Stimmung, sondern erläuterte gemeinsam mit Markus Dalfeld die sogenannte Sinti-Hymne.












