Arbeitsmarkt 360 Grad
Unternehmerforum: Grenzüberschreitend Mitarbeitende gewinnen und durch gute Führung halten
Wie Unternehmen in Kehl grenzüberschreitend Arbeitskräfte gewinnen können und wie moderne Führung aussehen muss, um diese halten zu können – das waren die Themen beim Unternehmerforum, zu dem Oberbürgermeister Wolfram Britz und Wirtschaftsförderin Fiona Härtel ins Kaleidoscoop im Straßburger Coop-Areal eingeladen haben. Mehr als 80 Firmenchefs- und -chefinnen sowie Stadträtinnen und Stadträte sind am Montagabend (14. Oktober) in diesem grenzüberschreitenden Lebens- und Arbeitsort zusammengetroffen.
Bereits am INTERREG-Projekt zur Einrichtung des Kaleidoscoops war die Stadt Kehl beteiligt; an der Genossenschaft, die diesen dritten Ort betreibt, hält sie ebenfalls Anteile. „Wir sind so zusammengewachsen, dass wir das Kaleidoscoop gar nicht mehr in Frankreich verorten“, war sich Oberbürgermeister Wolfram Britz bei der Begrüßung mit Anne-Marie Jean, der Vizepräsidentin der Eurométropole de Strasbourg (zuständig für Arbeit, Ausbildung, nachhaltige Wirtschaft und nachhaltigen Tourismus) einig.
Dass das Kaleidoscoop sowohl für Unternehmerinnen und Unternehmer als auch für Arbeitssuchende im grenzüberschreitenden Ressourcenzentrum eine ganze Palette von Angeboten zur Information und zum Austausch bereithält, stellte Agathe Binnert, die stellvertretende Direktorin der Maison de l’Emploi (Äquivalent zur Arbeitsagentur), zusammen mit ihrem deutsch-französischen Team den Teilnehmenden am Unternehmerforum vor. Zusammen mit den Industrie- und Handelskammern von beiden Rheinseiten und dem Euro-Institut (grenzüberschreitende Fortbildungseinrichtung) organisiert die Maison de l’Emploi Afterworks und Vorträge zu Themen wie dem Umgang mit der Generation Z oder darüber, wie gute Zusammenarbeit zwischen jungen und älteren Mitarbeitenden gelingen kann.
Im grenzüberschreitenden Ressourcenzentrum werden Unternehmerinnen und Unternehmer auch dazu beraten, wie sie die Sichtbarkeit ihrer Firma auf der jeweils anderen Rheinseite verbessern können, um Fachkräfte zu gewinnen. Bei interkulturellen Frühstückstreffen können sich Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber über die interkulturellen Herausforderungen austauschen, die sich in deutsch-französischen Teams stellen.
Gleichzeitig bietet das Ressourcenzentrum Menschen mit kreativen Ideen Möglichkeiten, ihr Geschäftsmodell in Pitches vor Publikum vorzustellen. Ergänzend dazu werden kostenfreie Seminare organisiert zu Themen wie Unternehmensgründung, Finanzierung eines Start-ups, aber auch zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Wirtschaft. Ziel des grenzüberschreitenden Ressourcenortes ist es, Brücken zu bauen zwischen Unternehmen und Arbeitnehmenden und einen 360 Grad messenden Arbeitsmarkt zu ermöglichen.
Was Unternehmen tun können (oder müssen), um Mitarbeitende nicht nur zu gewinnen, sondern auch in der Firma zu halten, damit beschäftigte sich Dr. Bernhard Rosenberger in seinem Vortag „Werthaltig führen in Zeiten permanenter Veränderung“. Gemeinsam mit den Anwesenden versuchte er herauszuarbeiten, „worauf es angesichts der zahlreichen Herausforderungen besonders ankommt, um nachhaltig erfolgreich zu sein“. In einer Zeit der Verunsicherung, in der sich das Gefühl breit mache, dass der Mensch von der Technik abgehängt werde, müssten Führungskräfte in ihren Teams hinsehen, nah bei den Mitarbeitenden und präsent sein: „Digitalisierung und Menschlichkeit sind zwei Seiten einer Medaille“, sagte Bernhard Rosenberger, riet zu mehr Gelassenheit und auch dazu, manchmal „Tempo rauszunehmen“.
Gleichzeitig könne man von Jürgen Klopp lernen, dass gute Chefs nicht nur „soft führten“ und keinem auf die Füße träten: „Wenn ich zu einem starken Team gehören will, sind unter hundert Prozent nicht erlaubt“, zitierte er eine Maxime des erfolgreichen Fußballtrainers. „Teamgeist ist nicht totale Harmonie, ein bisschen Wettbewerbsorientierung muss schon sein“, gab Bernhard Rosenberger den Zuhörerinnen und Zuhörern mit auf den Weg. Er warnte davor, in den Wettbewerb um die meisten Benefits für Mitarbeitende einzutreten und riet dazu, den Fokus stattdessen auf den Inhalt der Arbeit sowie deren Sinnhaftigkeit zu legen und dadurch „Lust auf Leistung und Arbeit zu machen“, die dann aber auch die entsprechende Anerkennung erfahren müssten.